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13.02.2011 14:21:15 
Tino Theer 
Gegen Meister hat man's schwer
... gegen Kinder umso mehr | 17. Radebeul Open 2011
Mit dem 16. Radebeul Open (Nachbarstadt von Dresden) läutete ich vor genau einem Jahr meine „Schachkarriere“ in Sachsen ein und so kam schon ein heimatliches Gefühl auf, als ich heute Morgen in das Spiellokal der BSV Chemie Radebeul eintrat. Sagenhafte 51! Teilnehmer werden dort bis Sonntag um ein optimales Turnierergebnis kämpfen – so auch ich.

Bemerkenswert ist der „Teilnehmerknick“ in meiner Altersklasse (goldenen 20er). Dafür ist der Jugendanteil schon recht hoch. Wie gesagt: „Sachsen = Talentschmiede“. Favorit ist der schon mehrfach erwähnte FM Christoph Natsidis. Allerdings gibt es auch noch einen weiteren FM, sowie einige ähnlich starke Konkurrenten. Wir werden sehen… Irgendwie hatte ich es ja schon im Gefühl bzw. es mir auch gewünscht. Ich bin genau Nr. 26 der Setzliste und durfte deshalb heute früh am 1. Brett Platz nehmen. Da ich immer schon mal gegen Natsidis (2299) spielen wollte, ging so ein kleiner Traum in Erfüllung. Allerdings ging es auch gleich hart zur Sache von seiner Seite aus. Ich bin halt nur Beute für ihn...

Er blitzte die Eröffnung runter und auch ich vertrödelte nicht allzu viel Zeit, welche evtl. am Ende fehlen könnte. Natsidis übt stetigen Druck aus und mir kommt es so vor als bekäme ich ständig 2 neue Probleme, wenn ich eins gelöst habe. Er steht positionell besser und ich winde mich dahin. Ein inkorrekter Tausch meinerseits führt mich geradewegs in ein auswegloses Endspiel. Da war mehr drin… Runde 2 brachte mir einen Vorjahres Gegner – Ralf Bernstein (1281). Wie auch im Vorjahr ergaunerte ich durch taktisches Geschick im Mittelspiel seine Dame. Dieses Mal allerdings gegen einen Turm, Läufer und Bauer. Kurz darauf zerfiel aber seine Stellung.

Aber nicht nur gegen Meister ist es schwer, dann gegen Kinder meist umso mehr. Diese bittere Pille gab es am 2. Tag für mich. Gegen Bruno Kreyssig (10 Jahre, DWZ 1412, Leipzig-Gohlis) spiele ich strategisch gut und stehe klar besser. Dann erspähe ich ein Opfer, was allerdings nicht ging. Damit erneut die Erkenntnis: „Ich bin ein dummes R...vieh!“. Am Nachmittag bekam ich dann Robert Scholz (11 Jahre, DWZ 1625, USV TU Dresden). Ich stehe wieder nicht schlecht, vergeude allerdings viel Zeit um einen messbaren Vorteil zu erarbeiten, was mir nicht gelingt. In der Zeitnot verliere ich dann einen Bauer. Das spätere Remis verdanke ich lediglich der Konditionsschwäche meines Gegenübers. Ich bin beschämt über mich selbst, dass ich ein Kind an seine Konditionsgrenze spielen muss. Rabenschwarzer „Scheißtag“ für mich. Das Turnier war hier eigentlich schon gelaufen…

Tag 3 und die aller, allerletzte Chance noch etwas zu reißen. In Runde 5 bekomme ich Brunos Vater (1475). Eine heiße und wohl auch die schönste Partie des Turniers. Ungleiche Rochaden und Angriffe auf beiden Seiten. Das bessere Ende hatte dieses Mal allerdings Ich. Die Partie wird in Kürze unter dem Menüpunkt „Schachpartien“ zu finden sein. Der Nachmittag bescherte mir erneut einen Vorjahres Gegner: Helmut Werner (1364). Ich lasse mich schon wieder von einem temporären Opfer verleiten um Spannung ins Spiel zu bringen. Allerdings spiele ich danach zu ruhig weiter und fühle mich recht unwohl in meiner Stellung. Da ich selbst konditionell schwächelte, einigten wir uns auf Remis. Damit war klar: Sonntag gilt‘s, wenn ich zumindest meine Zahl halten will.

Die Moral des ganzen Wochenendes schlug mir dann am Sonntagmorgen fest ins Gesicht: „Ein Spiel nur auf DWZ bringt es nicht!“ Und so ist es! Ich war übermotiviert durch den Erfolg in Leipzig und sie Schlappe bei der BEM und so sollte es Radebeul reißen. Na klar weiß ich das so eine Einstellung falsch ist. Naja aber wie jeder weiß, ist es schwer sich von alledem gänzlich frei zu machen. Radebeul ist eben ein gute Laune – Wohl fühl – Turnier in familiärer Atmosphäre und kein Hochleistungsevent. In der Schlussrunde bekam ich nämlich Heiko Rinke (40 Jahre, DWZ 973!), welcher ebenfalls 3 Punkte hatte. Dieser spielte seinerseits das Turnier seines Lebens. Bemerkenswert ist hier, dass er gewisse körperliche Beeinträchtigungen hat und somit eine ungewohnte Spielatmosphäre bot. Und er spielte erstaunlich stark. Erst nach längerem Positionsspiel gelang mir der entscheidende Figurengewinn.

Fazit: Bäääähhhhh! Man möchte meinen 4 aus 7 sei ja nominell ein gutes Ergebnis, allerdings nicht bei dieser Gegnerschaft. Nominell heißt das nämlich knallharte 18 Punkte Nasse gemacht, damit aktuell nur noch DWZ 1580 pour moi. Dennoch sah ich einige Lichtblicke in meinem Positionsspiel und die gilt es auszubauen. Gut und natürlich die Fehlgriffe vermeiden. Viel wichtiger ist, beim nächsten Mal wieder mit dem Vorsatz „Spass am Spiel“ ran gehen und der Rest kommt dann schon von alleine. In diesem Sinne: „bis neulich“, wie Volker Pispers sagen würde.

Bild rechts: FM Christoph Natsidis arbeitet an meinen positionellen Schwächen

Bilder unten: (1) 7. Runde, das Duell der FM’s endete im kampflosen Remis, daher Brett 1 leer (2) „Supertalent“ Theo Gungl (9 Jahre, 1645, USV TU Dresden) (3) Meine Wenigkeit gegen Heiko Rinke

 
 


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